PRESSEMITTEILUNG
Saarbrücken, 11.11.2024
Die Veranstaltung „Anpassungen an den Klimawandel“ zeigte zukunftsweisende Konzepte für den urbanen und ländlichen Raum
Die Folgen des Klimawandels sind auch im Saarland längst Realität. Extremwetterereignisse wie das verheerende Pfingsthochwasser, das in diesem Jahr weite Teile der Region traf, haben unmissverständlich aufgezeigt, wie dringend die Anpassung an die veränderten klimatischen Bedingungen ist. Laut einer aktuellen Studie (JLL, Jupiter Intelligence, 2024) belegt Saarbrücken den 3. Platz der durch den Klimawandel gefährdetsten Städte Deutschlands – ein zweifelhafter Ruhm, der den Handlungsdruck noch einmal verdeutlicht.
Die Architektenkammer des Saarlandes und das Ministerium für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz Saarland luden daher am 05.11. zur gemeinsamen Veranstaltung „Anpassungen an den Klimawandel – Konzepte für den urbanen und ländlichen Raum“ ein.
Der Klimawandel – ein globales, aber auch lokales Thema
Trotz der allgegenwärtigen Folgen des Klimawandels, scheint das allgemeine öffentliche Interesse an der Thematik abzuflauen. Bei der Veranstaltung ging es daher darum „Bewusstsein zu schaffen“, betonte Dr. Steffen-Werner Meyer, Abteilungsleiter im Umweltministerium, in seinem Grußwort. Das Thema dürfe nicht aus den Medien verschwinden, dürfe nicht in Vergessenheit geraten, so Meyer.
Jens Stahnke, Vizepräsident der Architektenkammer des Saarlandes, unterstrich in seinem Grußwort hingegen die weltweite Dimension der Klimafrage. „Uns steht die nächste Schicksalswoche für das Klima bevor“, sagte Stahnke in Anspielung an die aktuelle Präsidentschaftswahl in den USA und die bevorstehende Weltklimakonferenz. Er rief die anwesenden Planerinnen und Planer zu einer verantwortungsvollen Rolle beim Klimaschutz, aber auch der Klimaanpassung auf: „Sie sind Beschleuniger oder Verzögerer der notwendigen Veränderungen.“
Die entscheidende Botschaft der Veranstaltung: Auch wenn der Klimawandel ein globales Problem ist, können lokale, gezielte Maßnahmen einen erheblichen Unterschied machen. Während der Veranstaltung wurden zahlreiche Lösungsansätze vorgestellt, die zum Teil auch bereits Anwendung finden.
Städtebauliche Maßnahmen zur Klimaanpassung und zum Klimaschutz
Ein zentrales Thema war die Reduktion der versiegelten Flächen in städtischen Gebieten. Besonders Parkplätze stehen in der Kritik, tragen sie doch zur Aufheizung bei extremen Temperaturen und zu Überschwemmungen bei Starkregenereignissen bei. Landschaftsarchitektin Susanne Becker-Langenbahn vom Saarbrücker Büro HDK Dutt & Kist warf in Ihrem Vortrag die Frage auf, ob man sich diese Flächennutzung in Zukunft noch erlauben dürfe. „Die Antwort darauf muss ‚nein‘ lauten“, erklärte Becker-Langenbahn. Stattdessen brauche es mehr Grün- und Versickerungsflächen, um das natürliche Wasserrückhaltevermögen der Städte zu stärken.
Besonders in Städten bieten Dachflächen ein bislang wenig genutztes Potenzial für diese Maßnahmen. Dr. Gunter Mann, Präsident des Bundesverbands GebäudeGrün, verdeutlichte, welchen Beitrag Dach- und Fassadenbegrünungen zur Schwammstadt und zur Biodiversität beitragen können. Besonders sinnvoll sei es, Begrünungen und Solaranlagen auf Dächern zu kombinieren. Indem Gründächer die Umgebungstemperatur sinken, tragen sie auch zu einer Leistungsverbesserung der Photovoltaikanlage bei. Somit könne „Klimaschutz und Klimaanpassung in einem gedacht und geplant werden“, so Mann.
Weitere Konzepte, die immer mehr an Bedeutung gewinnen, sind Kaskaden- und Rigolen-Systeme. Zisternen und Regenwasserspeicher helfen bei Starkregen, überschüssiges Wasser aufzufangen und zeitverzögert in die Natur zurückzuführen.
Klimaschutz durch Kommunikation und Akzeptanz
Neben den technischen Maßnahmen ist besonders die Kommunikation ein wichtiges Instrument. Christian Bies, Bürgermeister der Kreisstadt Merzig, wies in seinem Vortrag darauf hin, wie entscheidend die Akzeptanz der Bevölkerung für den Erfolg von Klimaschutz- und Klimaanpassungsprojekten ist. „Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Akzeptanz der Menschen. Nur so können wir die dringend nötigen Veränderungen umsetzen“, erklärte Bies. Er warnte jedoch auch davor, der Bevölkerung zu viel Druck zu machen. Dies führe zu einer Abwärtsspirale: „Überforderung führt zu Angst, Angst zu Ablehnung – und diese Ablehnung blockiert notwendige Veränderungen.“
Fazit: Es braucht Mut zum Handeln
Die Botschaft der Veranstaltung war eindeutig: Der Klimawandel verlangt entschlossenes Handeln. Während das Thema global betrachtet werden muss, sind es vor allem die lokalen und manchmal auch kleinen Maßnahmen, die einen spürbaren Unterschied machen können. „Das Teuerste, was wir jetzt tun können, ist nichts“ – mit diesem Zitat von Eckart von Hirschhausen beendete Jan-Hendrik Jochens, Klimaanpassungsmanager der Landeshauptstadt Saarbücken, seinen Vortrag und fasste gleichzeitig die Kernaussage der Veranstaltung zusammen.
Begriffsdefinition „Klimaanpassung“:
Während Klimaschutz vorrangig die Verringerung der Erderwärmung zum Ziel hat, geht es bei der Klimaanpassung darum, Städte und Dörfer an die veränderten Umweltbedingungen anzupassen, um negative Folgen des Klimawandels zu minimieren und Schäden durch Extremwetterereignisse abzumildern.
Kontakt
Pressereferentin, Maria Balzert
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